Die Landesbibliothek Coburg präsentiert erstmals die ehemalige Privatbibliothek von Dr. Moritz Cramer (1877–1942) der interessierten Öffentlichkeit. Der Coburger Arzt wurde von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer anti-semitischen und rassistischen Politik enteignet, deportiert und schließlich ermordet. Ein Teil seiner bedeutenden Bibliothek – insgesamt 89 Titel in 108 Bänden, darunter zahlreiche seltene frühneuzeitliche Drucke – wurde im letzten Jahr im Bestand der LB Coburg als NS-Raubgut identifiziert und an die Nachfahrin Melanie Gelber, Großnichte von Dr. Cramer, restituiert. Der anschließend erfolgte Erwerb dieser Bibliothek ermöglicht es, sie am ursprünglichen Entstehungsort zu belassen und der weiteren Erforschung zur Verfügung zu stellen.
Bei der Präsentation wird das Restitutionsverfahren beschrieben, die Biographie von Dr. Cramer ausführlicher vorgestellt und vor allem seine facettenreiche Teilbibliothek im Original gezeigt. Sichtbar wird eine thematische Vielfalt, die neben den größeren Beständen zu Medizin und Psychologie sowie Religion und Theologie auch Schriften zur Philologie, Literatur und Philosophie umfasst. Nicht minder beeindruckend ist die Mannigfaltigkeit der Sprachen. Es gibt Bücher in deutscher, lateinischer, französischer, hebräischer, englischer und sogar in gälischer Sprache. Provenienzmerkmale in den Büchern wie Widmungen, Namensstempel und -kürzel sowie handschriftliche Einträge machen eine eindeutige Identifizierung möglich.
An der Präsentation nehmen Gaby Schuller, die der Bibliothek den entscheidenden Hinweis auf das NS-Raubgut gab, ferner Isolde Kalter, Diplom-Bibliothekarin, und Dr. Sascha Salatowsky, Direktor der Bibliothek, teil.