Vom südlichen Ende des Thüringer Waldes steigen Sie auf Luthers Spuren wieder hinauf bis zum Rennsteig und werden nebenbei zum Grenzgänger zwischen Thüringen und Bayern.
Nicht von ungefähr ist Sonneberg als Spielzeugstadt bekannt. Es waren Schnitzer und Drechsler, die die ersten Sonneberger Holzspielwaren fertigten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde mit der Erfindung des Papiermachés Massenproduktion möglich. Im Jahre 1880 gab es in und um Sonneberg insgesamt 321 Spielzeugfirmen. Die Gründung der Industrieschule im Jahr 1883 ermöglichte das Herstellen von künstlerisch und handwerklich gut gestaltetem Spielzeug. Anfang des 20. Jahrhunderts lief fast die Hälfte des internationalen Spielwarenhandels über Sonneberger Firmen und große internationale Einkaufshäuser, wie zum Beispiel Woolworth und Kressge. Damit avancierte Sonneberg zur Weltspielwarenstadt. Noch heute können Puppen, Werbefiguren, Modelle und Schaugruppen im Deutschen Spielzeugmuseum, dem ältesten Spezialmuseum für Spielzeug in Deutschland, bewundert werden. Das Teddybären Museum bietet neben dem größten auch den kleinsten Teddybären der Welt und unzählige weitere Teddybär-Freunde. In der Werkstatt schaut man den „Teddymachern" bei ihrer traditionellen Handarbeit über die Schultern und erfährt, wie ein echter Teddybär entsteht. Seinen eigenen Teddy kann man im Bastelraum stopfen.
Die Wehrkirche St. Aegidien, deren markantes bauliches Charakteristikum der Kirchturm mit Ecktürmchen sowie die Wehrmauer ist, und das Lutherhaus in Sonneberg erinnern an Martin Luther, der jedoch nie im Lutherhaus übernachtet hat. Mit der Namensgebung gedenkt man lediglich der mehrfachen Aufenthalte Luthers in der Region. 1525 soll Martin Luther persönlich den ersten evangelischen Pfarrer der Region, Andreas Lehr, in sein Amt eingeführt haben. Erbaut wurde das Lutherhaus zwischen 1552 und 1555 im Nachbarort Judenbach an der alten Handelsstraße Nürnberg-Leipzig. Der Sonneberger Kommerzienrat Adolf Fleischmann ließ es im Jahre 1874 von Judenbach nach Sonneberg umsetzen. Seit 1914 befindet sich ein Sandsteinrelief mit einem Porträt des Reformators vor dem Blockhaus.
In Judenbach übernachteten Luther und seine Begleiter, der Ordensbruder Leonhard Beyer und der Bote Urban, auf der Reise von Wittenberg nach Heidelberg vom 13. zum 14. April 1518. Der Ort selbst profitierte bis zum Bau von Fernverbindungen entlang der Gebirgstäler und der Eisenbahn stark von seiner Lage an der Heer- und Handelsstraße von Nürnberg nach Leipzig. Judenbach etablierte sich als eine der Rast- und Vorspannstellen für die Überquerung des Thüringer Waldes am Sattelpass bei Neuenbau.
Die Matthäuskirche in Spechtsbrunn (1746/1747) gilt mit ihrer reichen Bemalung als ein Beispiel der Blütezeit der barocken Kirchenbauten im Thüringer Schiefergebirge. Die Verarbeitung von Schiefergestein, das sowohl über als auch unter Tage gebrochen wurde, lieferte Schieferarten für Dach- und Wandschiefer, Schiefertafeln und Stifte, sogenannte Griffel. An die Überwindung der deutschen Teilung erinnert ein Mahnmal an der "Kalten Küche" in Spechtsbrunn. Direkt auf der Landesgrenze steht ein vier Meter hohes Kreuz aus dem Material des Grenzzaunes und ein Altarblock aus dem Grauwackegestein des Hartsteinwerkes Hüttengrund.